Geboren, im Juli 1943 in Hamburg – mitten in den Bombennächten der „Operation Gomorrha“. Die Alliierten begannen Ende Juli 1943, Hamburg mit einer bis dahin beispiellosen Welle von Bombenangriffen zu überziehen. Ganze Stadtteile wurden dem Erdboden gleichgemacht, mehr als 30.000 Menschen verloren in nur wenigen Tagen ihr Leben, Hunderttausende wurden obdachlos.
Der Himmel über Hamburg brannte tagelang, und viele Überlebende sprachen später vom „Feuersturm“, der alles verschlang, was brennbar war.
Mein Vater Heini war zu dieser Zeit an der Front in Frankreich. Meine Mutter Paula stammte aus Kröpelin in Mecklenburg. Vor und nach meiner Geburt hielt sie sich mit meinem älteren Bruder Helmuth, geboren 1938, bei ihren Schwiegereltern in Hamburg-St. Pauli auf – in der Hein-Hoyer-Straße, einem Viertel, das vom Krieg ebenso betroffen war wie die meisten Arbeiterquartiere rund um den Hafen. Dass unser Wohnhaus von größeren Schäden verschont wurde, war pures Glück – ein Zufall im Chaos des Krieges.
Doch nach meiner Geburt blieb ihr keine Wahl. Hamburg war zerstört, Lebensmittel waren knapp, und täglich gab es neue Angriffe. Sie machte sich mit mir und meinen Bruder auf den Weg in ihre mecklenburgische Heimat - zurück zu ihrer Familie nach Kröpelin. Im Oktober 1944 erreichte sie dort die Nachricht, dass ihr Mann und mein Vater in Frankreich, bei Rouen, gefallen war.
Als hätte das Schicksal nicht genug zugeschlagen, starb meine Mutter im Dezember 1945 an den Folgen von Typhus – einer Krankheit, die in den Jahren nach dem Krieg viele Menschen dahinraffte. Hunger, Kälte, zerstörte Wasserleitungen und mangelnde Hygiene bildeten den idealen Nährboden für Seuchen.
So kamen mein Bruder und ich nach Hamburg zurück. Unsere Großeltern väterlicherseits nahmen uns in St. Pauli auf – ein Viertel, das trotz aller Zerstörung nie seinen rauen Lebenswillen verlor. Zwischen Trümmern, improvisierten Hütten und Nachbarschaftshilfe wuchs dort eine neue Generation heran. Wer in St. Pauli überleben wollte, brauchte Zusammenhalt – und den gab es reichlich.
Offiziell standen mein Bruder und ich, unter der Aufsicht eines behördlichen Vormunds. Er kam regelmäßig vorbei, prüfte unsere Entwicklung und hätte das Recht gehabt, uns in ein Heim zu bringen. Erst als unsere Großeltern die offizielle Vormundschaft beantragten und zugesprochen bekamen, wich die ständige Unsicherheit.
Fazit
Durch die Fürsorge der Großeltern habe ich meiner Kindheit nichts vermisst. Obwohl diese frühen Nachkriegsjahre von Verlust, Armut und Wiederaufbau geprägt waren. Aber sie lehrten uns auch Durchhaltevermögen, Bescheidenheit und Solidarität.
Für viele Kinder meiner Generation war die Nachkriegszeit ein Leben zwischen Trümmern – doch sie war auch der Beginn eines neuen Deutschlands, das langsam lernte, mit seiner Vergangenheit umzugehen und den Wert von Frieden zu schätzen.
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Trump demütigt Europa – China demonstriert Stärke
Chinas Führung - Xi Jinping - hat Trumps willkürlichem Zollregime über Monate hinweg stoisch getrotzt. Keine Wutausbrüche, keine hektischen Gegenmaßnahmen, keine Panik. Stattdessen: Berechnete Ruhe.
Xi Jinpings Botschaft an die Welt war klar, fast trotzig: Wir lassen uns nichts vorschreiben. Nie mehr, von Niemandem.
Damit hat China weit mehr getan, als nur ökonomische Standfestigkeit zu demonstrieren. Es hat eine symbolische Lektion erteilt – an die USA, aber auch an den Westen insgesamt: Macht wird heute nicht mehr durch Lautstärke definiert, sondern durch Ausdauer, Geduld und strategische Geschlossenheit.
Europa, das sich in den Jahrzehnten nach dem Kalten Krieg an die schützende Hand der Vereinigten Staaten gewöhnt hat, steht nun entblößt da. Die USA sind längst nicht mehr ein verlässlicher NATO-Akteur, sondern ein launischer Partner, dessen Präsident Trump Allianzen wie Geschäftsdeals behandelt – kündbar, wenn der Preis nicht stimmt.
China dagegen hat begriffen, dass wahre Macht darin besteht, die Spielregeln nicht nur zu befolgen, sondern auch neu zu schreiben.
Und so lässt Xi Jinping, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei und Staatsoberhaupt der Volksrepublik China die Drohungen aus Washington abperlen – nicht aus Schwäche, sondern aus Kalkül. Die Botschaft an alle, auch an Europa, Japan und die Weltmärkte, lautet: Wir sitzen am längeren Hebel.
Nicht einer wage es, uns zu drohen. Nicht einer versuche, uns zu provozieren. Wir zögern nicht, unsere Macht auszuspielen.
Fazit
Während Donald Trump anno 2025 die europäischen Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten nach Belieben herumschubst, sie mit Drohung der Entziehung amerikanischer Militärmacht gefügig macht, sie zu Schmeichlern herabwürdigt und ihnen dennoch nachteilige Handelsabkommen aufnötigt, lebt die Welt in einer Mischung aus Machtstreben und Egoismus, in einer Zeitenwende, die Angst macht.
Es ist, als sei die transatlantische Partnerschaft, jahrzehntelang Fundament westlicher Stabilität, zu einer Bühne persönlicher Erniedrigungen geworden. Washington führt, Europa duckt sich, ganz im Gegensatz zu China, das seinen eigenen Regeln folgt.
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Demokratie und Sozialstaat – zwei Seiten derselben Medaille
Während in Sonntagsreden der Politiker*innen von „Eigenverantwortung und Leistungsgerechtigkeit“ die Rede ist, kämpfen Millionen Menschen Tag für Tag darum, überhaupt über die Runden zu kommen. Demokratie ist kein Luxus – sie ist die Grundbedingung dafür, dass soziale Gerechtigkeit mehr bleibt als ein leeres Versprechen.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) bringt es in einem Beitrag treffend auf den Punkt: Demokratie und Sozialstaat gehören untrennbar zusammen. Wer den Sozialstaat schwächt, sägt an den Wurzeln der Demokratie und Freiheit. Denn soziale Unsicherheit ist der Nährboden für Populismus – und Populismus ist das trojanische Pferd aller rechtsgerichteten Parteien - siehe: AfD! Deren Fremdenfeindlichkeit unterstützte Bundeskanzler Merz, mit seiner Aussage vom Stadtbild.
Nach einem öffentlichen Aufschrei, fiel Herrn Merz schlagartig ein, dass viele dieser Menschen, die aus seiner Sicht das Stadtbild verschandeln, in unserem Wirtschaftssystem ja dringend benötigt werden.
Übrigens, es würde Herrn Merz gut zu Gesicht stehen, wenn er ein paar Zitate seines politischen Urvaters Adenauers verinnerlichen und umsetzen würde.
Wenn Angst die Oberhand gewinnt
Wo Menschen um ihre Wohnung, bezahlbare Gesundheitsversorgung oder ihre Rente bangen müssen, verliert die Demokratie an Halt. Wer keine Perspektive hat, hört irgendwann auf, an Mitbestimmung zu glauben. Dann haben jene leichtes Spiel, die einfache Antworten verkaufen – am liebsten mit Sündenböcken im Gepäck: „die Ausländer, die Faulen, die da oben“.
Aber das ist nichts anderes als politisches Gift – billig produziert, teuer bezahlt.
Demokratie muss sich leisten, was sie verspricht
Ein funktionierender Sozialstaat ist kein Wohlfahrtsprogramm für „Leistungsschwache oder Leistungsunwillige“. Er ist das Fundament, auf dem Freiheit und Chancengleichheit überhaupt erst möglich werden.
Wenn Bildung, Gesundheit, Wohnungsbau und soziale Sicherheit zur Verhandlungsmasse werden, verliert die Demokratie ihre Glaubwürdigkeit. Dann wird sie zur Hülle ohne Inhalt – eine Bühne für die Lauten, nicht für die Vielen.
Wer die Demokratie will, muss den Sozialstaat stärken
Das heißt gerechte Löhne, faire Renten, eine solidarisch finanzierte Gesundheitsversorgung, bezahlbare Mietwohnungen – und Politiker:innen, die endlich wieder Politik für Menschen machen, nicht für Märkte.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Sozialstaat das Versprechen: Nie wieder sollen Menschen in Existenzangst geraten, weil das System sie fallen lässt.
Dieses Versprechen ist heute brüchig geworden. Und doch bleibt es das Herzstück einer funktionierenden Demokratie. Wer es erneuert, verteidigt nicht nur soziale Gerechtigkeit – sondern auch die Freiheit.
Fazit
Die Rettung und Stabilisierung des Sozialstaats kann nur über demokratische Strukturen gelingen – das haben uns die Jahrzehnte nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs mehr als deutlich gezeigt.
Politker:innen, ob konservativ, sozial, liberal oder links, die das Gegenteil behaupten, verkennen die Situation der vielen Menschen, die an der Armutsgrenze leben und nur schwer in der Lage sind, dem normalen Alltag zu trotzen.
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Seit Christi Geburt werden Kriege im Namen Gottes geführt, doch noch hat kein einziger Krieg den Glauben gereinigt, sondern nur Menschen verbrannt. Eine blutige Spur heiliger Überzeugungen zieht sich durch die Jahrhunderte. Was bleibt, ist die Frage: Warum fällt es uns so schwer, Frieden zu bewahren? Die Antwort ist so einfach wie bitter: Der Mensch!
Immer wieder diente Religion als Ausrede für Macht, Gewalt und Unterwerfung. Von den Kreuzzügen bis zum Islamischen Staat – der Glaube wurde zum Werkzeug der Herrschenden.
Vielleicht ist der wahre Sieg des Glaubens nicht die Bekehrung des anderen, sondern die Erkenntnis der eigenen Begrenztheit.
Wer Religion zur Waffe macht, verrät ihren Kern. Ob Papst, Bischof, Kalif oder Prediger – wo Glauben zur Ideologie wird, endet Menschlichkeit. Die Geschichte lehrt: Es braucht keine heiligen Kriege, sondern heilige Demut.
Wie der Glaube den Krieg nährt
Wer im Namen Gottes tötet, tötet immer auch den Glauben selbst.
Seit über zweitausend Jahren ist Religion zugleich Quelle von Hoffnung und Rechtfertigung für Gewalt. Kaum ein Krieg in der Geschichte war völlig frei von religiösen Bezügen – und kaum ein Religionskrieg ohne politische oder ökonomische Hintergründe. Der Glaube verlieh Kriegen Sinn, Moral und Legitimation. Er machte sie zu etwas, das sich „lohnen“ sollte – wenigstens vor Gott.
Die Antike: Glaube gegen Imperium
Die ersten Religionskriege nach Christi Geburt waren die jüdischen Aufstände gegen Rom. Drei Mal – 66, 115 und 132 n. Chr. – rebellierten jüdische Gruppen gegen die Besatzungsmacht, weil ihre Religion unterdrückt, ihre Rituale beschnitten und ihre Tempel geschändet wurden.
Die Römer reagierten mit extremer Härte: Jerusalem wurde zerstört, die jüdische Bevölkerung zerstreut. Religion war hier sowohl Ursache als auch Identität – ein Symbol für Würde unter Fremdherrschaft.
Doch mit der Christianisierung Roms drehte sich das Rad. Aus den Verfolgten wurden Verfolger. Christliche Kaiser ließen heidnische Tempel zerstören, Andersgläubige zwangsbekehren und häretische Strömungen verfolgen. Schon in der Spätantike wurde der Glaube zur staatlichen Waffe.
Frühmittelalter: Mission mit dem Schwert
Mit dem Aufstieg des Islams im 7. Jahrhundert begann eine neue Ära. Innerhalb eines Jahrhunderts dehnten arabische Kalifate ihren Einfluss von Arabien bis Spanien aus. Diese Expansion war religiös legitimiert – sie sollte den wahren Glauben verbreiten –, aber zugleich auch politisch und wirtschaftlich motiviert.
Auch das christliche Europa kannte keine friedliche Mission. Karl der Große führte blutige Sachsenkriege (772–804), um die germanischen Völker zum Christentum zu zwingen. Wer sich weigerte, starb. Religion war hier Mittel zur Machtausweitung – und zur kulturellen Vereinheitlichung eines zersplitterten Kontinents.
Mittelalter: Der heilige Krieg als Geschäftsmodell
Das Hochmittelalter war das Zeitalter der Kreuzzüge (1095–1291). Was als frommer Aufruf begann, das „Heilige Land“ von den „Ungläubigen“ zu befreien, wurde bald zu einem europäischen Massenphänomen: Pilger mit Schwert und Segen, getrieben von Frömmigkeit, Abenteuerlust und der Aussicht auf Sündenvergebung – und Beute.
Doch die Kreuzzüge richteten sich nicht nur gegen Muslime. In Südfrankreich wurde der Albigenserkreuzzug (1209–1229) gegen die christlichen Katharer geführt – ein innerkirchlicher Vernichtungskrieg im Namen der „wahren Lehre“. Auch die Baltischen Kreuzzüge gegen heidnische Völker im Osten waren getarnte Kolonialfeldzüge.
Parallel dazu tobte auf der Iberischen Halbinsel die , die „Rückeroberung“ Spaniens durch christliche Königreiche. Sie war religiös motiviert, aber politisch kalkuliert. Wer „Ungläubige“ besiegte, gewann Land, Titel und Einfluss.
Am Ende des Mittelalters flammten neue religiöse Konflikte auf: Die Hussitenkriege (1419–1436) in Böhmen waren Aufstände gegen die Korruption der Kirche – und zugleich Vorboten der Reformation.
Frühe Neuzeit: Wenn Christen Christen töten
Die Reformation zerriss Europa. Was als religiöse Reformbewegung begann, endete in einem Jahrhundert konfessioneller Kriege. Aus Glaubensfragen wurden Machtfragen.
In Deutschland kämpften Protestanten und Katholiken im Schmalkaldischen Krieg (1546–1547) um Einfluss. In Frankreich metzelten sich Katholiken und Hugenotten (1562–1598) in einer Spirale aus Massakern und Racheaktionen nieder. In den Niederlanden verband der Achtzigjährige Krieg (1568–1648) religiöse und nationale Befreiungsbewegungen.
Von 1618–1648: Dreißigjähriger Krieg
Der Höhepunkt dieser Katastrophen war der Dreißigjährige Krieg! Er begann als Glaubenskonflikt, verwandelte sich aber in einen allgemeinen Machtkampf. Als er endete, war Mitteleuropa verwüstet, Millionen waren tot.
Erst der Westfälische Friede brachte die Erkenntnis: Kein Glaube darf mehr über Staaten herrschen.
19. Jahrhundert: Mission und Kolonialismus
Mit der Aufklärung schien Religion an politischer Bedeutung zu verlieren – doch in den Kolonien wurde sie zur moralischen Tarnung des Imperialismus. Missionare segneten Eroberungen, Bekehrung diente als Vorwand für Unterwerfung.
In Indien kämpften die Sikhs (1845–1849) gegen die britische Kolonialmacht um ihre religiös-politische Selbstbestimmung. In Afrika erhob sich der Mahdi (1881–1899) im Sudan gegen die „ungläubigen“ Briten.
Gleichzeitig erschütterte in China der Taiping-Aufstand (1850–1864) das Reich der Mitte: eine christlich inspirierte Sekte wollte das „Himmlische Königreich“ errichten – und löste einen der blutigsten Konflikte der Weltgeschichte aus.
20. Jahrhundert: Religion als Identitätspolitik
Im 20. Jahrhundert wandelten sich Religionskriege. Sie wurden seltener durch Dogmen ausgelöst, dafür stärker durch Identität und Zugehörigkeit.
Nach der Teilung Indiens (1947) explodierte Gewalt zwischen Hindus und Muslimen, Millionen starben oder flohen. Der Kaschmir-Konflikt ist bis heute eine offene Wunde religiöser Grenzziehung.
Auch in Europa lebte die religiöse Spaltung fort: Der Nordirlandkonflikt (1969–1998) trennte Katholiken und Protestanten, Loyalisten und Republikaner – Glauben und Nation verschmolzen zu einem tödlichen Gemisch.
Im Nahen Osten schließlich mischten sich Religion, Politik und Geopolitik auf engstem Raum – etwa im Libanesischen Bürgerkrieg (1975–1990), wo Christen, Schiiten, Sunniten und Drusen um Macht und Sicherheit kämpften.
Der Heilige Krieg des 21. Jahrhunderts
Der neue, heilige Krieg trägt viele Namen: Hamas, Al-Qaida, Islamischer Staat, Boko Haram, Al-Shabaab. Diese Gruppen kämpfen nicht nur um Territorium allein, sondern auch um eine religiöse Vision – die totale Herrschaft des Glaubens über alle Lebensbereiche.
Im Irak und in Syrien führten sie ihre „Gotteskriege“ mit apokalyptischem Eifer. In Nigeria zerstörte Boko Haram Schulen, weil Bildung als „westlich“ galt. In Wahrheit sind diese Kriege Ausdruck von Armut, Korruption und Machtvakuum – Religion dient als Brandbeschleuniger.
Wenn Glaube zur Waffe wird
Religionskriege entstehen, wenn Menschen Gott für ihre Zwecke vereinnahmen – und sich selbst an seine Stelle setzen.
Von den jüdischen Aufständen bis zum Islamischen Staat zieht sich eine Linie der Instrumentalisierung durch die Religion. Es ging und geht ausschließlich darum, Menschen zu mobilisieren, Herrschaft zu sichern und Gewalt zu rechtfertigen.
Die wahren Ursachen liegen selten im Glauben selbst, sondern in der Angst, ihn zu verlieren – in der Furcht vor Vielfalt, Freiheit und Machtverlust.
Frieden, so zeigt die Geschichte, entsteht nicht aus der Überlegenheit einer Religion, sondern aus der Einsicht, dass kein Glaube allein im Besitz der Wahrheit ist.
Warum (Religions)-Kriege entstehen?
1. Theologische/Dogmatische Differenzen (z. B. Ketzerverfolgung, Konfessionskonflikte).
2. Identität & Gruppenzugehörigkeit (Religion als Markenzeichen einer ethnischen/nationalen Gruppe).
3. Staats- und Machtfragen (Legitimation von Herrschaft, Kontrolle über Territorium).
4. Soziale/ökonomische Ursachen (Ressourcenverteilung, Land, Steuern; Religion als Mobilisierungsrahmen).
5. Kolonialismus & antikoloniale Bewegungen (koloniale Interaktion radikalisierte religiöse Mobilisierungen).
6. Externes Eingreifen / Geopolitik (mächtige Staaten/Koalitionen nutzen Religion als Hebel).
7. Zwangsbekehrung & Missionierung (direkte Ursache bei vielen mittelalterlichen und kolonialen Konflikten).
Fazit
Heilige Demut statt heiliger Krieg. Von den Zeloten im alten Jerusalem bis zu den Dschihadisten des 21. Jahrhunderts zieht sich eine Linie der Anmaßung: Menschen, die glauben, im Namen Gottes Gewalt ausüben zu dürfen. Doch wer Religion zur Waffe macht, verrät ihren Kern.
Vielleicht liegt der wahre Sieg des Glaubens nicht in der Bekehrung des Anderen, sondern in der Erkenntnis der eigenen Begrenztheit.
Frieden beginnt dort, wo kein Mensch mehr Gott für sich beansprucht – sondern ihm Raum lässt, auch im Andersgläubigen.
Es braucht keine heiligen Kriege. Es braucht heilige Demut.
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Meinungsfreiheit – nur auf dem Papier?
Kann man noch von Meinungsfreiheit sprechen, wenn Menschen in den USA unter Präsident Donald Trump ihren Job verloren oder vor Gericht gezerrt wurden, nur weil sie anderer Meinung als Herr Trump waren?
Die Freiheit, seine Ansichten in Wort und Schrift zu äußern – solange sie im Rahmen der Rechtsordnung bleiben – darf in keiner Demokratie Strafe nach sich ziehen.
Was Trump praktiziert, ist keine Meinungsfreiheit. Es ist die Freiheit, seinen eigenen Willen durchzusetzen – auf Kosten aller anderen.
Trump hat während seiner Amtszeit immer wieder versucht, Kritiker:innen mundtot zu machen. Journalist*innen wurden aus Pressekonferenzen ausgeschlossen, Beamt:innen wurden entlassen, weil sie sich weigerten, seine Falschbehauptungen zu unterstützen. Wissenschaftler:innen verloren ihre Positionen, wenn ihre Forschung, den politischen Zielen von Herrn Trump widersprach.
Ein Beispiel: Im Jahr 2020 wurde die Epidemiologin Nancy Messonnier, die früh vor der Ausbreitung von COVID-19 warnte, von öffentlichen Auftritten ausgeschlossen, nachdem sie Trumps Beschwichtigungs-strategie widersprach.
Solche Fälle zeigen: Wo Macht sich über Kritik erhebt, endet Meinungsfreiheit – und beginnt Einschüchterung.
Wie Trump die Demokratie zerstört
Donald Trump hat während seiner Amtszeit als US-Präsident immer wieder gezeigt, dass er die Grundpfeiler der Demokratie nicht nur missachtet, sondern aktiv untergräbt. Sein Führungsstil basiert auf Einschüchterung, Spaltung und der systematischen Diskreditierung von Institutionen und Menschen, die als Kontrollinstanzen der Demokratie dienten.
Angriff auf die Institutionen
Trump griff und greift immer wieder die unabhängige Justiz, die Presse und selbst die Wahlbehörden an, wenn deren Arbeit nicht in sein politisches Kalkül passte. Statt demokratische Gegengewichte zu respektieren, erklärte er sie kurzerhand zu „Feind:innen“. Damit schwächte er das Vertrauen in die zentralen Institutionen der Demokratie.
Die Gefahr der Personalisierung
Trumps Politik war und ist nicht auf Inhalte, sondern auf Loyalität zu seiner Person ausgerichtet. Widerspruch galt und gilt als Verrat. Damit wird Politik nicht mehr im Sinne des Gemeinwohls betrieben, sondern als ein persönlicher Machtkampf. Dieser Stil untergräbt den Kern demokratischer Kultur: Den offenen Wettbewerb der Ideen.
Fazit
Donald Trump hat die Demokratie nachhaltig beschädigt. Sein Umgang mit staatlichen Institutionen, sein Angriff auf die Presse – die freie Presse gilt als vierte Gewalt in den USA. Trump hingegen bezeichnete unabhängige Medien wiederholt als „Fake News“ und „Feind des Volkes“. Sein Missbrauch von Macht gegen Andersdenkende zeigt, dass er nicht als Verteidiger, sondern als Gegner demokratischer Prinzipien agiert.
Die größte Gefahr seiner antidemokratischen Politik besteht darin, dass andere, rechtslastige Politiker:innen, in vielen – noch demokratischen – Staaten, diese Vorgehensweise als Blaupause missbrauchen.
Eine Demokratie benötigt mehr als freie Wahlen und eine funktionierende Justiz. Sie benötigt auch eine freie Presse, die Missstände aufdeckt, Macht kontrolliert und Bürgerinnen und Bürger informiert. In vielen Demokratien wird die Presse daher als „vierte Gewalt“ bezeichnet – neben Exekutive, Legislative und Judikative.
Donald Trump jedoch machte die Medien von Anfang an zu einem seiner Hauptgegner. Kaum war er im Amt, begann er, kritische Berichterstattung als „Fake News“ abzustempeln. Noch schwerer wog sein Lieblingsvorwurf: Journalist:innen seien „Feinde des Volkes“. Dieser Begriff hat eine dunkle Geschichte – er stammt aus dem Vokabular autoritärer Systeme, die damit ihre Gegner delegitimieren und ausschalten.
Die Wirkung blieb nicht aus. In den USA wuchs unter Trumps Anhänger:innen das Misstrauen gegenüber unabhängigen Medien dramatisch. Viele glaubten nur noch, was auf rechten Sendern wie Fox News oder in sozialen Netzwerken verbreitet wurde. Wer sich auf die „Mainstream-Medien“ berief, galt in ihren Augen schnell als naiv oder gar als Teil einer Verschwörung.
Für Journalist:innen bedeutete Trumps Rhetorik konkrete Gefahren. Reporter:innen berichteten von Anfeindungen und Drohungen bei Wahlkampfveranstaltungen, deren Besucher:innen von Trumps rechtslastigster Dialektik inspiriert wurden.
Ein besonders bezeichnender Fall: Als der CNN-Korrespondent Jim Acosta Trump im Weißen Haus mit unbequemen Fragen konfrontierte, entzog ihm die Regierung kurzerhand die Akkreditierung. Erst ein Gericht stellte klar, dass dies ein Verstoß gegen die Pressefreiheit war.
Trumps Strategie hat zwei Ziele: Erstens, kritische Berichte als unglaubwürdig darzustellen. Zweitens, sein eigenes Narrativ als einzige „Wahrheit“ durchzusetzen. Damit schuf er den Nährboden für ein Klima, in dem Fakten relativiert und Lügen gesellschaftsfähig wurden.
Wenn die Presse nicht mehr als unabhängige Kontrollinstanz wahrgenommen wird, verliert die Demokratie – nicht nur in den USA – eines ihrer wichtigsten Schutzschilde. Und genau hier lag die größte Gefahr: Trump schwächte gezielt das Vertrauen in jene Institution, die ihn eigentlich zur Rechenschaft ziehen sollte.
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Die Enthüllung des Spiegels (Nr. 37, 5.9.2025), dass Philipp R. , der Koordinator für Sicherheit der AfD-Bundestagsfraktion rechtskräftig wegen einer brutalen Gewalttat gegen Asylsuchende verurteilt wurde, löste kaum noch Aufsehen aus. Zu vertraut sind solche Schlagzeilen inzwischen geworden.
Die eigentliche Gefahr
Gewaltvergangenheiten in den Reihen der rechtsextremistischen AfD wirken längst nicht mehr wie ein Schock, sondern wie eine Blaupause, für den nächsten antidemokratischen Akt der AfD.
Diese strebt in ihrer Stoßrichtung – auch wenn sie es in Programmen verschleiert – auf eine Einschüchterung, Deklassierung und Abschiebung von Bürger*innen nach Abstammung an. Demokratische Rechte sollen nicht mehr für alle gelten, sondern nach „Stammbaum“. Das ist nicht einfach nur rechts. Das ist demokratiefeindlich.
Im Bundestag wollen die Grünen nun erneut prüfen, ob man das Bundesverfassungsgericht einschalten sollte. Die Linkspartei hat sich bereits gesprächsbereit gezeigt. Aber wo bleiben Union und SPD?
Gerade die Union drückt sich um Klarheit. Ihr Fraktionschef Jens Spahn plädierte zu Beginn der Wahlperiode dafür, die AfD „wie jede andere Partei“ zu behandeln. Im Wahlkampf schwenkte die Union dann auf das Thema „Migration“ um und lieferte der AfD damit die Bühne, auf der sie sich am Wahlabend feiern konnte. Auch die SPD bleibt unentschlossen.
Fazit
Die regierenden Volksparteien (SPD und Union) wissen, dass es in Deutschland Instrumente der wehrhaften Demokratie gibt, die dazu da sind genutzt zu werden.
Das Bundesverfassungsgericht kann prüfen, ob die AfD eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Doch anstatt diesen Schritt konsequent zu gehen, fürchten Union und SPD, politisch schwach auszusehen.
Sie lassen die stärkste Waffe (Parteiverbot), die das Grundgesetz gegen Demokratiefeinde bereithält, ungenutzt – aus Angst, schwach zu wirken und Vertreter*innen zu verlieren.
So entsteht ein gefährlicher Widerspruch: Demokratische Parteien, die sich alle Wege (auch Sackgassen) offenlassen, nur um gegenüber der AfD nicht schwach zu erscheinen.
Vielleicht wird man eines Tages sagen: Die Demokratie ist nicht an der Strategie der AfD gescheitert – sondern an der Furcht der demokratischen Parteien, entschlossen und geschlossen zu handeln.
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Fast jeder kennt die Situation: Alle in der Clique machen mit – und auch du überlegst, ob du mitziehst, obwohl du eigentlich gar nicht so richtig willst. Genau das ist Gruppenzwang. Die zwei Seiten des Gruppenzwangs:
Gruppenzwang ist nicht per se schlecht. Er kann in riskantes, negatives Verhalten treiben, aber auch positive Effekte haben:
> Negativer Gruppenzwang
Alkohol trinken, rauchen, Drogen probieren, Radikalismus, Vandalismus, Mobbing. Vieles entsteht aus Mutproben oder dem Wunsch nach Anerkennung durch die Gruppe.
> Positiver Gruppenzwang
In bestimmten Cliquen gilt es als cool, Sport zu treiben oder sich sozial einzusetzen. Auch das ist Anpassung – nur mit konstruktiven, positiven Folgen.
Fazit
Gruppenzwang kann starken Stress auslösen – von innerem Druck und Selbstzweifeln bis hin zu Handlungen, die sogar rechtliche Konsequenzen haben können.
Offene Gespräche mit Freund*innen helfen, diesen Druck einzuordnen, die eigenen Standpunkte zu festigen und Orientierung zu finden.
Entscheidend bleibt, dass man sich als Mensch traut, seinen eigenen Weg zu gehen – auch wenn das bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen.
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Update: zum Artikel vom 6. Mai 2025
Es kam, wie es kommen musste. Nach 100 Tagen Regierung kommen CDU/CSU und SPD mit ihrer Regierungspolitik nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Da hilft auch der 146-seitige Koalitionsvertrag nicht, auf deren inhaltlichen Aussagen sich CDU/CSU und SPD geeinigt haben.
Fazit
Genau, wie schon bei dem Vertrag der Ampelkoalition (CDU/CSU, Grüne, SPD) scheinen viele der Vertragszeilen für die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker schwer interpretierbar oder bindend zu sein.
Die aktuell dokumentierten Vorstellungen in der Sozialpolitik, lassen eine gemeinsame, für die Bevölkerung konzipierte Politik nicht zu. Die Zeilen des Koalitionsvertrages werden von jeder Koalitionspartei so interpretiert, wie es zu ihren individuellen Denkansätzen gerade passt.
Man darf davon ausgehen, dass diese Vorgehensweise nicht fördernd zum Fortbestand der Koalition beiträgt.
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Im Oktober 2024 erinnerte der folgende Artikel daran, dass die Menschheit, mit all den Kriegen und der hausgemachten Klimakatastrophe, sich immer wieder selbst infrage stellt. Es ist davon auszugehen, dass es sich auch nicht ändern wird.
Schaut man sich den Lauf der Weltgeschichte an, ist es eine immerwährende Geschichte, die sich seit Jahrtausenden wiederholt. Die Realität kann nicht verleugnet werden.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, das Drama Israels in Palästina und die vielen anderen Kriegsschauplätze weltweit, zeigen das Ego der dafür verantwortlichen Politiker*innen deutlich auf.
Was schwer nachvollziehbar ist, dass es auch Menschen sind, die diese Kriegstreiber wählen, unterstützen und ihr menschenunwürdiges Wirken gutheißen. Die Geschichte wiederholt sich, weil wir es zulassen, ja sogar unterstützen, dass die Menschheit – seit es sie gibt – sich immer wieder selbst infrage stellt. Wir drehen uns im Kreis. Kriege, Gewalt, Unterdrückung und Missachtung der Umwelt – wieder und wieder. Andere Namen, andere Orte, dieselben Muster.
Schon Abraham Lincoln (16. Präsident der Vereinigten Staaten) verfestigte diese Tatsache mit einem Satz:
> Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Fazit
Gerade in Zeiten von Krieg und Unterdrückung zeigt sich, wie wahr Lincolns Worte sind – damals wie heute.
Der Angriffskrieg auf die Ukraine, das Drama in Palästina, die vielen weiteren Brennpunkte rund um den Globus – sie alle führen uns diese Tatsache deutlich vor Augen.
Es sind Menschen mit Macht und an der Macht, die folgenschwere Entscheidungen treffen, die Familie und Menschen vertreiben und töten. Politiker*innen mit einem Ego, das offenbar größer ist als jedes menschliche Mitgefühl.
Schwer nachvollziehbar ist, dass ausgerechnet Menschen diese Kriegstreiber wählen, unterstützen und ihr menschenverachtendes Wirken gutheißen.
Sie werden bejubelt und von Menschen gefördert, die deren Rhetorik mittragen, unterstützen, ihre Taten relativieren oder einfach wegsehen. Manche sogar aus Überzeugung. Andere aus Angst oder Gleichgültigkeit.
So bleibt die große, unbequeme Frage? Warum lernen wir nichts? Warum lassen wir es immer wieder zu, dass das Schlimmste im Menschen an die Oberfläche darf – und das Beste im Menschen zu leise bleibt? Vielleicht, weil wir bequemer geworden sind. Vielleicht, weil wir hoffen, dass andere das Denken übernehmen. Oder weil wir Angst haben, das Falsche zu sagen – und dabei lieber gar nichts mehr sagen.
Aber Schweigen war noch nie ein guter Ratgeber. Es war immer der Anfang vom Ende.
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