Versicherungsfremde Leistungen
Warum die Rentenkasse schlechter aussieht, als sie ist. Die finanzielle Lage der gesetzlichen Rentenversicherung gilt seit Jahren als angespannt. Politik und Medien verweisen regelmäßig auf den demografischen Wandel und angeblich „zu geringe Beitragszahlungen“. Was dabei aber kaum erwähnt wird: Ein erheblicher Teil der Rentenprobleme ist politisch hausgemacht.
Der Grund dafür liegt in einer Praxis, die kaum jemand kennt, obwohl sie zentrale Auswirkungen hat: Der Staat belastet die Rentenkasse mit Aufgaben, die eigentlich von Steuern finanziert werden müssten. Seit 1957 wird über die Beträge der VFL eine Tabelle geführt, die von einen Herrn Teufel ins Leben gerufen wurde und ein realen Überblick - der der vom Bund vereinnahmten Versicherten- Beiträge - für die versicherungsfremden Leistungen (VFL) wiederspiegelt.
Milliarden für Aufgaben, die nicht zur Rentenversicherung gehören
Unter versicherungsfremden Leistungen fallen Kosten, die nichts mit dem regulären Rentenanspruch der Versicherten zu tun haben. Dazu zählen etwa:
> die Mütterrente für Kindererziehungszeiten,
> der Grundrentenzuschlag für langjährig Beschäftigte mit geringem Einkommen,
> sowie historisch bedingte Rentenansprüche, zum Beispiel aus DDR-Zeiten.
Diese Leistungen mögen gesellschaftlich sinnvoll und politisch gewollt sein. Aber sie sind staatliche Fürsorgeleistungen – und müssen daher aus Steuermitteln bezahlt werden, nicht aus den Beiträgen der Beschäftigten.
Genau das passiert jedoch seit Jahren: Die Rentenkasse finanziert Milliardenbeträge, die mit ihrem Kernauftrag nichts zu tun haben.
Der Trick mit dem Bundeszuschuss
Um den Eindruck zu erwecken, der Staat unterstütze die Rentenversicherung umfangreich, weist die Bundesregierung jedes Jahr hohe Bundeszuschüsse aus.
Was in der offiziellen Kommunikation kaum vorkommt:
Ein großer Teil dieser Zuschüsse dient lediglich dazu, das zuvor entnommene Geld für versicherungsfremde Leistungen teilweise wieder zu ersetzen.
Der Staat nimmt also Geld aus der Rentenkasse – verbucht es später als „Zuschuss“ – und präsentiert sich dabei als großzügiger Retter des Systems. Eine buchhalterische Nebelkerze.
Einkommensteuer auf Renten
Hinzu kommt ein zweiter Faktor, der in keiner offiziellen Belastungsanalyse auftaucht: Rentnerinnen und Rentner zahlen Steuern auf ihre Einkommen, sofern diese über dem Grundfreibetrag liegen. Das betrifft sowohl die Beiträge für normale Renten als auch Betriebsrenten.
Allein 2023 flossen auf diesem Weg 62,7 Milliarden Euro an den Staat zurück.
Diese an die Steuerkasse zurückfließenden Einnahmen des Bundes, werden jedoch in keiner Bilanz zur Finanzierung der Rentenversicherung aufgeführt - obwohl sie die finanzielle Gesamtsituation erheblich beeinflussen.
Eine ehrliche Rechnung
Um die tatsächliche Belastung der Rentenkasse zu verstehen, müssen zwei Größen gemeinsam betrachtet werden:
> Steuereinnahmen aus Renten: 62,7 Mrd. Euro
> Versicherungsfremde Leistungen, die der Staat der Rentenkasse aufbürdet: zwischen 75,4 und 133,1 Mrd. Euro.
Erst diese Gesamtsicht zeigt, wie stark die Rentenversicherung für staatliche Aufgaben herangezogen wird, die nichts mit ihrem originären Zweck zu tun haben.
Demografie alleine erklärt die Probleme nicht
Zwar spielt die demografische Entwicklung eine Rolle. Doch der Eindruck, die Rentenversicherung schwächele vor allem wegen „zu geringer Beiträge“, greift zu kurz.
Ein erheblicher Teil der Probleme wird von der Politik selbst erzeugt – durch die dauerhafte Zweckentfremdung der Beitragsmittel.
Österreich als Gegenmodell
Während in Deutschland seit Jahren über ein angeblich „nicht mehr finanzierbares“ Rentensystem diskutiert wird, zeigt Österreich, dass es anders geht.
Dort sind die Renten höher, das Armutsrisiko geringer, und das System stabiler – nicht zuletzt, weil versicherungsfremde Leistungen konsequent aus Steuern bezahlt werden.
Fazit
Die finanzielle Lage der gesetzlichen Rentenversicherung wirkt dramatischer, als sie tatsächlich ist.
Wer ehrlich über die Zukunft des Systems sprechen will, muss zwei Punkte berücksichtigen:
1. Der Staat entnimmt der Rentenkasse Milliarden Euro für Aufgaben, die nicht zur Rentenversicherung gehören.
2. Gleichzeitig erzielt er hohe Steuereinnahmen durch die Rentenbesteuerung.
Solange diese beiden Faktoren aus den offiziellen Berechnungen herausfallen, bleibt jedes Bild der Rentenfinanzen verzerrt.
Einen vertiefenden Blick auf diese Zusammenhänge liefert ein aktueller Artikel des Rentenexperten Reiner Heyse auf der Plattform Seniorenaufstand (Stand: 23. November 2025). Er ordnet die Debatte faktenreich ein und zeigt Wege, wie die Rente langfristig stabil gestaltet werden kann.
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