Sonntag, 9. November 2025
Klima
Warum immer die anderen schuld sind

Kaum fällt das Wort Klimaschutz, ist der Reflex da:
„Bevor wir hier was ändern, sollen erstmal die großen CO₂-Sünder ran – China, Russland, Indien, Afrika, Südamerika, USA!“

Klingt vernünftig – ist aber in Wahrheit der bequemste Selbstbetrug, den wir kennen.
Denn wer so redet, schiebt die Verantwortung einfach weiter. Nicht wir müssen handeln – die anderen sind schuld.
Ein netter Trick, um sich moralisch reinzuwaschen. Nur leider: völlig haltlos.



Deutschland – klein im Anteil, groß in der Wirkung

Ja, Deutschland steht mit etwa 2 % der weltweiten Emissionen nicht an der Spitze. Klingt also harmlos – ist es aber nicht.
   •   Pro Kopf pustet jede*r Deutsche rund 8 Tonnen CO₂ im Jahr in die Atmosphäre – fast doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt.
   •   Historisch zählen wir zu den Top 6 der größten Emittenten seit Beginn der Industrialisierung.
   •   Und indirekt verursachen wir noch mehr – über importierte Waren, Energie, Urlaubsflüge oder den Online-Shopping-Wahn.

Kurz gesagt: Wir leben auf großem Fuß – nur auf Kosten anderer.
Wer vom „kleinen Anteil“ redet, verschweigt die historische und moralische Dimension.



Die Psychologie der Schuldumkehr

Niemand hört gern, dass der eigene Lebensstil das Klima ruiniert.
Also zeigen viele lieber auf andere – „die Chinesen, die Inder, die Amis“.

Das nennt sich Verantwortungsverlagerung. Ein uralter Abwehrmechanismus, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
Wir fühlen uns besser, wenn wir glauben, dass andere noch schlimmer sind als wir.
Kurz: Wir machen uns zu Unschuldslämmern, während wir weiter heizen, fliegen und konsumieren.



Politische Ausflüchte – altbekannt und bequem

„Wir retten das Klima doch nicht allein“ – dieser Satz ist das Lieblingsmantra derer, die nichts ändern wollen.
Politiker*innen, Lobbyisten, Wirtschaftsvertreter – alle wissen: Wer Klimaschutz ernst meint, riskiert Wählerstimmen, Geld und Einfluss.

Also lieber die Diskussion verschieben.
Statt Lösungen gibt’s Phrasen.
Statt Verantwortung – Angst vor Veränderung.

Und die Medien? Spielen brav mit.
Dann ist von „grüner Bevormundung“, „Verbotspolitik“ oder einem „deutschen Klima-Alleingang“ die Rede.
So wird jede ehrliche Debatte im Keim erstickt – und Stillstand als Vernunft verkauft.



Die Folgen – wer nichts tut, verliert Glaubwürdigkeit

Während Politiker streiten, brennt der Planet.
Stürme, Brände, Flutkatastrophen, Ernteausfälle – alles längst Realität.

Klimaschutz funktioniert nur gemeinsam.
Aber gemeinsam heißt nicht: warten, bis alle mitmachen.
Kooperation entsteht nur, wenn jemand den ersten Schritt wagt.
Und wer selbst nichts tut, hat kein Recht, von anderen Handeln zu verlangen.



Fazit – weniger Fingerzeigen, mehr Verantwortung

Der Klimawandel ist global – aber das entbindet niemanden von der Pflicht, selbst etwas zu tun.
Auch nicht die Herren Trump und Merz, die sich noch immer in Ausreden flüchten, als gäbe es einen Planeten B.

Echter Klimaschutz beginnt mit Ehrlichkeit –
und mit der Frage: Was tun wir? Und warum tun wir nicht mehr?

Hamburg hat’s vorgemacht:
Mit dem Zukunftsentscheid haben die Hamburger*innen klar für mehr Klimaschutz gestimmt. Ein Signal, das Mut macht.

Doch während Politik und Medien über Kosten und Wirtschaftlichkeit debattieren, bleibt das Menschliche auf der Strecke.
Tote, Verletzte, zerstörte Lebensgrundlagen – all das spielt kaum eine Rolle.
Stattdessen wird über Geld gestritten, als wäre Profit wichtiger als Überleben.

Zeit, das umzudrehen:
Nicht das Monetäre, sondern das Menschliche muss zählen.
Denn wer auf die anderen zeigt, verpasst den entscheidenden Punkt –
Verantwortung beginnt immer bei uns selbst.



💬 Schlusswort

Die Wahrheit ist unbequem – aber sie schwitzt nicht weniger, wenn wir sie ignorieren.
Wer weiter auf andere zeigt, zeigt nur, dass er selbst im Schatten stehen will.
Doch Klima lässt sich nicht aussitzen. Es kommt – ob wir handeln oder nicht.

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