Die AfD lebt von Empörung, Angst und Desinteresse – genau deshalb ist Wegsehen keine Option. Wer Demokratie ernst nimmt, muss ihre Feinde beim Namen nennen und ihre Parolen offenlegen. Nur so lässt sich zeigen, was wirklich hinter der Fassade aus „Volksnähe“ und „Meinungsfreiheit“ steckt: Machtgier, Spaltung und Demokratieverachtung. Medien, Politik und Zivilgesellschaft müssen hier an einem Strang ziehen – nicht aus parteipolitischem Kalkül, sondern aus Verantwortung. Demokratie lebt vom Widerspruch, vom Engagement und vom Mut, laut zu bleiben, wenn andere schreien.
Wie die AfD arbeitet
Die Strategie der AfD ist altbekannt – und gefährlich effektiv:
Sie provoziert gezielt, um Empörung zu erzeugen. Dann inszeniert sie sich als Opfer einer angeblichen „Meinungsdiktatur“. Aus der so erzeugten Aufmerksamkeit zieht sie wiederum Energie und mediale Reichweite.
Dieses Spiel funktioniert nur, solange es der AfD gelingt, sich als rebellische Gegenstimme zu verkaufen – obwohl sie längst Teil des politischen Establishments ist, das sie angeblich bekämpft.
Im Gutachten des Verfassungsschutzes Rheinland-Pfalz wird die Partei deshalb als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Dort heißt es, die AfD vertrete „einen ethnisch-abstammungsmäßigen Volksbegriff“, der „nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar“ sei (SWR, 2025). Das ist kein Ausrutscher – sondern Programm.
Sprache als Waffe
Wer verstehen will, wie die AfD arbeitet, muss auf ihre Sprache achten. Viele ihrer Begriffe sind gezielte politische Werkzeuge:
Remigration, Leitkultur, Volkstod – das klingt harmlos, meint aber Ausgrenzung. Hinter diesen Worten steckt das Konzept einer ethnisch definierten Nation, das mit demokratischem Denken unvereinbar ist.
So sprach Björn Höcke von einer „1000-jährigen Zukunft Deutschlands“ – eine Formulierung, die bewusst an das „Tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten erinnert (Spiegel, 2024).
Ein anderer AfD-Funktionär, Kay-Uwe Ziegler, verwendete den SA-Spruch „Alles für Deutschland“ – ein Satz, der so tief mit der NS-Zeit verknüpft ist, dass seine Nutzung strafrechtlich relevant ist (Tagesspiegel, 2024).
Solche Aussagen sind keine „Ausrutscher“, sondern Teil einer Strategie: die gezielte Verharmlosung und Normalisierung von NS-Rhetorik.
Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, warnt: Die AfD betreibe ein geschichtspolitisches Rollback, um den Nationalsozialismus als „bloßen Betriebsunfall“ der Geschichte darzustellen – und damit die Erinnerungskultur zu schwächen.
Zivilgesellschaftlicher Widerstand
Demokratie wird nicht nur im Bundestag verteidigt, sondern in Klassenzimmern, Vereinen, Betrieben, an Stammtischen.
Wenn jemand menschenfeindliche Parolen fallen lässt, darf es kein betretenes Schweigen geben.
Jede Gegenrede, jedes offene Wort, jede Haltung zählt.
Denn die größte Gefahr für die Demokratie ist nicht der laute Hass – sondern das leise Wegsehen.
Was du tun kannst – Fünf einfache Schritte, um Haltung zu zeigen
1. Widersprich, wenn Parolen fallen.
Auch im privaten Umfeld. Schweigen wirkt wie Zustimmung.
2. Informiere dich und andere.
Teile seriöse Quellen, Faktenchecks und journalistisch geprüfte Informationen – nicht Schlagzeilen ohne Kontext.
3. Unterstütze unabhängige Medien.
Demokratie braucht freien Journalismus, der Desinformation aufdeckt.
4. Geh wählen – und sprich darüber.
Politik beginnt nicht erst an der Wahlurne, aber sie endet dort, wenn wir sie den Falschen überlassen.
5. Zeig Gesicht. In Initiativen, Vereinen, Online-Debatten oder auf der Straße – jede Form von Engagement zählt. Demokratie braucht Sichtbarkeit.
Die Demokratie wird nicht am lautesten verteidigt, sondern am beständigsten. Und sie braucht uns alle – jeden Tag, in jedem Gespräch.
Fazit
Die AfD hat verstanden, dass Demokratie vom Zweifel lebt – und sie versucht, diesen Zweifel zu vergiften.
Sie spielt mit Angst, Unsicherheit und Empörung, um Misstrauen in die Institutionen zu säen.
Deshalb braucht es das Gegenteil: Aufklärung, Widerspruch und Zusammenhalt. Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie lebt von Menschen, die nicht schweigen, wenn sie bedroht wird.
Die AfD lebt von der Empörung. Sie lebt davon, dass ihre Parolen wiederholt, geteilt und skandalisiert werden. Jedes Interview, jede Talkshow, jeder „Skandal“-Beitrag ist Teil einer Strategie: Aufmerksamkeit um jeden Preis. Jede noch so absurde oder aggressive Aussage erfüllt ihren Zweck, wenn sie unkommentiert im Raum stehen bleibt.
Deshalb braucht es klare Haltung in den Medien. Moderatorinnen und Moderatoren müssen nicht neutral gegenüber Feinden der Demokratie sein – sie müssen sachlich bleiben, aber entschieden widersprechen. Neutralität ist kein Wert an sich, wenn sie zur Normalisierung von Hetze und Verachtung führt.
Populisten leben davon, dass ihre Narrative unwidersprochen verbreitet werden. Medien tragen hier eine besondere Verantwortung: Sie dürfen ihre Plattformen nicht zur Bühne für Propaganda werden lassen. Wenn Spitzenpolitiker der AfD in Talkshows oder Interviews auftreten, geht es ihnen selten um Diskussion – sondern um die gezielte Inszenierung als Opfer. Das Bild der „verfolgten Opposition“ wird gepflegt, um von den eigenen Zielen abzulenken: der systematischen Schwächung demokratischer Institutionen, der Diskreditierung unabhängiger Medien und der Spaltung der Gesellschaft.
Es ist gefährlich, die AfD als Partei wie jede andere zu behandeln. Ihre demokratiefeindliche Grundhaltung, ihre rassistische Rhetorik und ihre Nähe zu autoritären Regimen müssen kontinuierlich offengelegt werden. Dazu gehört auch, Kontakte zu Russland oder China, interne Machtkämpfe und Korruptionsaffären transparent zu machen.
Neben den politischen Akteuren sollten Wissenschaftlerinnen, Journalisten und Aktivisten zu Wort kommen, um Aussagen der AfD einzuordnen und bei Bedarf zu widerlegen. So wird der öffentliche Diskurs nicht zur Echokammer populistischer Parolen, sondern zu einem Ort der Aufklärung.
Dokumentationen, Recherchen und Hintergrundberichte, die die internen Strukturen, Skandale und Verflechtungen der AfD offenlegen, sind kein Aktivismus – sie sind journalistische Pflicht. Viele Medien stehen vor einem Dilemma:
Berichtet man über die AfD, hilft man ihr, Themen zu setzen. Ignoriert man sie, lässt man ihr die Deutungshoheit. Die Lösung liegt dazwischen: Berichten – aber einordnen.
Nicht jede Provokation verdient Schlagzeilen, aber jede Lüge verdient Widerspruch.
Journalismus darf nicht neutral gegenüber Demokratiefeinden sein.
Neutralität in diesem Fall wäre Parteinahme – für die, die die Demokratie zerstören wollen.
Wahrheit ist kein Standpunkt, sondern Voraussetzung für Demokratie.
Nur wenn das wahre Gesicht der Partei sichtbar wird, kann das Märchen von der „verfolgten Alternative“ zerbrechen. Und nur dann kann die Demokratie zeigen, dass sie nicht wehrlos ist. Nie wieder Nazisi!
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