Montag, 8. Dezember 2025
Beitragsbemessungsgrenze in der Sozialversicherung

Die große Sozialversicherungs-Schieflage
Warum kleine Renten für Sozialversicherungen voll verbeitragt werden – und die von Großverdienern - gedeckelt werden. Es ist einer dieser Widersprüche, die man eigentlich gar nicht oft genug wiederholen kann:
Der Manager mit 20.000 Euro Monatsgehalt wird durch die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) der Sozialversicherung effektiv geschützt.

Das soll gerecht sein?
Die BBG ist keine technische Notwendigkeit, sondern eine politische Entscheidung. Sie legt fest, bis zu welchem Einkommen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge erhoben werden. Alles darüber bleibt beitragsfrei.
Beispiel 2025: In der gesetzlichen Rentenversicherung liegt die BBG im Westen bei rund 7.550 Euro im Monat.
Verdient ein Manager 20.000 Euro, muss er nur den Sozialversicherungsbeitrag (SVB) bis zur BBG zahlen - der Rest ist befreit. Es kommt noch besser. Den Beitrag für die SVB teilen sich Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen zu jeweils 50%.
Das Ergebnis: Je höher das Einkommen, desto niedriger der effektive Beitragssatz. Das nennt sich dann „Solidarprinzip“. Ironisch, oder?

Rentner:innen – Vollzahler auf allen Ebenen
Dagegen zahlen Menschen mit kleinen und mittleren Alterseinkommen auf fast alles:
> gesetzliche Rente: voller Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag
> Betriebsrente: voller Beitrag, ohne Berücksichtigung des Arbeitgeberanteil - also doppelte Belastung.
> Kapitalerträge oder kleine Zusatzleistungen: ebenfalls voll verbeitragt oder pauschal belastet.
Viele Rentner:innen zahlen somit Monat für Monat einen erheblichen Anteil ihres Einkommens an Beiträge für die Sozialversicherung. Häufig liegt die gezahlte Gesamtbeitragsumme, aufgrund der Vollverbeitragung, über den Betrag, der durch die BBG, für Spitzendiener gedeckelt wird.
Im Umkehrschluss, bedeutet das - Rentner:innen zahlen in vielen Fällen mehr Sozialversicherungsbeiträge wie Spitzenverdiener.

Doppelte Benachteiligung durch Politikdesign
Diese Konstruktion erzeugt eine doppelte Ungerechtigkeit:
1. Untendran wird kassiert.
Kleine und mittlere Einkommen – sowohl im Arbeitsleben als auch im Alter – tragen überproportional zur Finanzierung der Sozialversicherungen bei.
2. Oben wird geschützt.
Die Deckelung durch die BBG sorgt dafür, dass Spitzenverdiener sich unterhalb eines bestimmten Beitragslimits gemütlich einrichten können. Während also die Rentnerin ihre kleine Betriebsrente wie ein zweites Gehalt verbeitragen muss, bleibt das Managergehalt jenseits der BBG komplett unberührt.

Versicherungstechnik? Nein. Das ist Politik
Oft wird argumentiert, die BBG sei versicherungsmathematisch notwendig – der Beitrag müsse ja in einem Verhältnis zur späteren Rentenleistung stehen. Klingt logisch. Ist es aber nicht.
Denn dieselbe Politik, die diese „Versicherungstechnik“ beschwört,
> verhindert eine echte Bürgerversicherung.
> hält an der privilegierten Privatversicherung fest.
> lässt Betriebsrenten doppelt belasten.
> deckelt nur die Beiträge für Besserverdienende.
Die Wahrheit ist: Die Schieflage ist gewollt. Sie ist nicht zufällig, sondern Ergebnis jahrzehntelanger politischer Entscheidungen, die höhere Einkommen systematisch schonen.

Zeit für eine ehrliche Rechnung
Wenn man das Sozialversicherungssystem fair gestalten wollte, gäbe es längst Optionen:
> Eine einheitliche Bemessungsgrundlage, die alle Einkommensarten berücksichtigt.
> Eine Reichenquote oder ein progressiver Beitrag oberhalb der BBG.
> Eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen – ohne Ausnahmen.
> Die Abschaffung der Doppelverbeitragung von Betriebsrenten und Direktversicherungen.
Aber nichts davon passiert, weil es jene treffen würde, die politischen Einfluss besitzen.
Die Rentnerin hingegen, die 45 Jahre lang gearbeitet hat und jetzt von 1.200 Euro lebt, hat keine Lobby.

Fazit
Die Sozialversicherungen sollen Solidarität organisieren. Heute organisieren sie jedoch überwiegend eines: Ungleichheit.
Ein System, das hohe Einkommen deckelt und kleine Einkommen schröpft, verdient keine Schönfärbung.
Es braucht Reformen – und zwar solche, die den Namen verdienen.
Bis dahin bleibt die Schieflage bestehen: Manager geschützt, Rentner belastet.
Das zum Thema: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich!

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sehe ich ähnlich. aber was in der politik aktuell gemacht wird, ist das feige umbenennen der immer selben, ineffektiven und ungerechten regelungen. das spielt den falschen in die hände.

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Danke
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Schöne Feiertage.
Uwe

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