Warum die AfD in Wahrheit ein Risiko für die Wirtschaft ist
Die AfD gibt sich gern als „Partei des gesunden Menschenverstands“ – vor allem, wenn es um Wirtschaft und Unternehmen geht. Weniger Regulierung, mehr unternehmerische Freiheit, weniger „Staatsbevormundung“: Das klingt für viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aus klassischen Industrien zunächst verlockend. Tatsächlich enthält das AfD-Programm zahlreiche Positionen, die auf den ersten Blick wirtschaftsfreundlich wirken.
Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell: Die wirtschaftspolitischen Pläne der AfD bergen erhebliche Risiken – gerade für den Mittelstand, exportorientierte Branchen, Start-ups und alle Unternehmen, die auf eine stabile Fachkräftebasis angewiesen sind. Hinter der Fassade vermeintlicher Unternehmerfreundlichkeit steckt eine Politik, die langfristige Stabilität, Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.
Die ökonomische Lockwirkung: Freiheit, weniger Regulierung, konservative Ordnung
Es ist nicht schwer zu verstehen, warum manche Unternehmerinnen und Unternehmer die AfD attraktiv finden:
Sie propagiert klassische marktwirtschaftliche Ideale. Dazu gehören:
• größere Vertrags- und Marktfreiheit,
• weniger staatliche Eingriffe und Kontrolle,
• ein klares Bekenntnis zu Eigentums- und Freiheitsrechten,
• Skepsis gegenüber Umwelt- und Verbraucherschutzauflagen.
Das spricht vor allem jene an, die sich durch Bürokratie gebremst fühlen oder die Energiewende als Belastung erleben. Kurzfristig erscheinen solche Versprechen als Entlastung.
Aber in der modernen, globalen Wirtschaft führen einfache Antworten selten zum Erfolg.
Die Fachkräftefrage
Die deutsche Wirtschaft steckt mitten in einem strukturellen Fachkräftemangel. Besonders betroffen:
• Maschinenbau & Industrie
• Pflege & Gesundheitswesen
• Handwerk
• IT und Digitalwirtschaft
• Mittelstand insgesamt
Genau hier wird die AfD-Politik gefährlich. Ihre restriktive Migrationspolitik würde:
• Zuwanderung begrenzen,
• Integration erschweren,
• internationale Talente abschrecken,
• und die Demografie weiter verschärfen.
Für viele kleine und mittlere Betriebe wäre das fatal: Ohne qualifizierte Zuwanderung sind viele Aufträge, Investitionen und sogar Unternehmensnachfolgen schlicht nicht mehr zu stemmen.
Angriff auf Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechte
Die AfD tritt offen für eine Schwächung von Gewerkschaften und Tarifbindung ein. Dabei sind gerade stabile Tarifverträge ein wesentlicher Faktor für:
• verlässliche Arbeitsbedingungen,
• planbare Kostenstrukturen,
• sozialen Frieden im Betrieb.
Ein politischer Feldzug gegen kollektive Arbeitnehmerrechte mag kurzfristig als arbeitgeberfreundlich erscheinen – langfristig führt er jedoch zu Konflikten, Unsicherheit und schlechteren Arbeitsmarktperspektiven. Letztlich schadet das auch den Unternehmen selbst.
Energie- und Industriepolitik im Rückwärtsgang
Die AfD will die Energiewende rückgängig machen und setzt auf fossile Energieformen, deren Zukunft weder kostengünstig noch sicher ist. Damit stellt sie sich bewusst gegen:
• internationale Klimaziele,
• Investitionssicherheit in Energieinfrastruktur,
• die Innovationsfähigkeit von Industrie und Start-ups.
Für Unternehmen, die global agieren oder in Europas Wertschöpfungsketten eingebunden sind, wäre das ein klarer Wettbewerbsnachteil. Zukunftsbranchen – von grüner Technologie über Mobilität bis hin zu digitalem Unternehmertum – würden ausgebremst.
Isolation statt Vernetzung
Wirtschaft lebt von offenen Märkten, internationalem Austausch und stabilen politischen Rahmenbedingungen.
Die AfD hingegen setzt auf:
• nationale Abschottung,
• Misstrauen gegenüber EU-Strukturen,
• protektionistische Ansätze.
Für exportorientierte Industrien – die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden – wäre das ökonomisch verheerend. Auch innovative Wachstumsfirmen, die auf internationale Kooperationen angewiesen sind, würden ausgebremst.
Die AfD wirkt arbeitgeberfreundlich – ist aber wirtschaftsfeindlich.
Auf den ersten Blick klingt die AfD nach einer Partei, die Unternehmen entlasten will. Doch in der Praxis würde ihre Politik:
• Fachkräfte verknappen,
• Innovationen bremsen,
• Investitionen gefährden,
• Arbeitnehmerrechte schwächen,
• Deutschland außenpolitisch isolieren,
• und damit Wirtschaft und Wohlstand massiv schädigen.
Besonders betroffen wären die Unternehmen, die am empfindlichsten sind: Mittelstand, Handwerk, Start-ups, exportorientierte Branchen und alle Betriebe, die dringend Fachkräfte brauchen.
Die AfD könnte kurzfristig als Ventil für Unzufriedenheit erscheinen – aber langfristig ist sie ein wirtschaftliches Risiko. Und das sollten Unternehmerinnen und Unternehmer sehr ernst nehmen.
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In der öffentlichen Debatte
werden zurzeit die Finanzen der gesetzlichen Rentenversicherung oft als „dramatisch“, „nicht zukunftsfähig“ oder „defizitär“ dargestellt.
Diese Diagnose wirkt jedoch deutlich düsterer, als es die tatsächliche Lage rechtfertigt. Der Grund: Ein zentraler Teil der finanziellen Realität des Rentensystems wird in offiziellen Berechnungen und politischen Aussagen systematisch ausgeblendet.
Wer ehrlich über die Zukunft der Rente sprechen will, muss drei Faktoren berücksichtigen, die untrennbar zur Finanzierung gehören – in der Praxis aber häufig unsichtbar bleiben:
1. versicherungsfremde Leistungen
Die Rentenkasse zahlt für Aufgaben, die nicht ihre Aufgabe sind. Die Rentenversicherung finanziert jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge an Leistungen, die nichts mit den eigenen Beitragsansprüchen der Versicherten zu tun haben.
Dazu gehören u. a.:
> Mütterrente
> Rente wegen politischer Verfolgung
> Renten für Spätaussiedler:innen
> Leistungen aus Zeiten der Wiedervereinigung
> Ausbildungs- und Ersatzzeiten
Das sind staatspolitisch sinnvolle Entscheidungen – aber sie müssten aus Steuermitteln bezahlt werden, nicht aus Beiträgen.
Weil der Staat diese Kosten nur teilweise ausgleicht, sieht die Rentenkasse künstlich belastet aus. Die angeblich schlechte Finanzlage ist also politisch hergestellt und kein Naturgesetz.
2. Der Staat nimmt über Rentenbesteuerung Milliarden ein
Seit der schrittweisen Einführung der nachgelagerten Besteuerung fließen immer mehr Steuereinnahmen in den Bundeshaushalt – aus den Renten selbst.
Das System funktioniert also nicht nur so, dass Rentner:innen ausgezahlt bekommen – der Staat kassiert über die Einkommensteuer wieder einen wachsenden Anteil zurück.
Diese staatlichen Einnahmen tauchen in der Debatte um die Rentenfinanzen fast nie auf. Dadurch entsteht der Eindruck eines einseitigen Transfers („die Erwerbstätigen zahlen für die Rentner“), obwohl das System zweiseitig funktioniert:
Beitrag → Rente → Besteuerung → Staatseinnahme.
3. Die Obergrenze schützt Spitzenverdiener:innen
Die BBG bestimmt, bis zu welchem Einkommen Beiträge zur Sozialversicherung erhoben werden. Alles oberhalb dieser Grenze ist beitragsfrei. Das bedeutet:
> Eine Führungskraft mit 200.000 €/Jahr zahlt nur auf rund 90.000 € (je nach Jahr) Sozialbeiträge.
> Eine medizinische Fachkraft mit 40.000 €/Jahr zahlt auf jeden Euro Sozialbeiträge.
Die BBG erzeugt damit eine regressive Finanzierung, also eine Entlastung hoher Einkommen und eine Vollbelastung mittlerer und niedriger Einkommen.
Für die Rentenversicherung bedeutet das:
Milliarden potenzieller Beitragseinnahmen werden politisch begrenzt.
Auch dieser Effekt wird in offiziellen Projektionen meist nicht transparent berücksichtigt.
Das Ergebnis: Ein verzerrtes Bild der Rentenfinanzen.
Solange diese drei Faktoren in Berechnungen, Prognosen und politischen Debatten nicht einbezogen werden, entsteht ein strukturell verzerrtes Bild:
> Die Rentenversicherung wirkt schlechter finanziert, als sie tatsächlich ist.
> Das Narrativ der angeblich „unbezahlbaren“ oder „umgehend reformbedürftigen“ Rente wird künstlich verstärkt.
> Politische Entscheidungen, nicht demografische Faktoren allein, prägen die Finanzlage maßgeblich.
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